Diätetische Therapie von Gelenk- und Rückenerkrankungen
Erfolgreiche Phytotherapie ist nicht immer pharmazeutisch

Ein Beitrag von Christoph Rabanus, u. a. veröffentlicht in „Mein Tierheilpraktiker", Ausgabe April 2018)

Kräuter können pharmakologisch und diätetisch wirken

Die Phytotherapie stellt hervorragende Möglichkeiten zur Therapie der akuten und chronischen Erkrankungen zur Verfügung.

Der Therapeut entscheidet hier, ob er einen pharmakologischen Effekt erzielen möchte oder ob die diätetische Therapie im Vordergrund stehen soll.

Zur Erzielung eines pharmakologischen Effektes bietet sich insbesondere die Teufelskralle an, der im Lehrbuch der Phytotherapie von R. F. Weiss ein ähnlich starker Effekt wie dem Phenylbutazon zugeschrieben wird (sechste Ausgabe S. 330). Gleichzeitig wird auf die Schwierigkeit der Beschaffung der tatsächlich wirksamen Wurzelbestandteile und der damit verbundenen, erschwerten Standardisierung der Therapie hingewiesen.

Aus eigener Beobachtung kann ich sagen, dass Nebenwirkungen, zumindest beim Pferd, auftreten können, was zusammen mit den Problemen bei der Standardisierung eine wirkungsvolle, gezielte Therapie beim Tier mit Teufelskralle erheblich erschwert.

Der im Augenblick sehr angesagte Ingwer ist im Wesentlichen eine Bitterdroge mit vielen scharf schmeckenden Gewürzstoffen. Die Aussagen zu seiner Wirkung auf die entzündlichen Prozesse am Bewegungsapparat sind eher schwammig. Eine gezielte Therapie zur Erzielung eines beabsichtigten pharmakologischen Effektes scheint mir daher schwierig.

Einen gesicherten und sehr wirksamen Ansatz zur Therapie bietet hingegen der diätetische Einsatz von Kräutern zur Therapie der akuten, vor allem aber der chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Hier zielt der Mediziner weniger auf pharmakologische Effekte, als vielmehr auf eine diätetische Unterstützung des Bewegungsapparates durch gezielte Zufuhr von pflanzlichen Sekundärstoffen.

Im Gegensatz zum pharmakologischen Ansatz muss beim diätetischen Einsatz von Kräutern keine Aufmerksamkeit auf Überdosierungen und Therapiedauer gerichtet werden. Im Gegenteil, die zur diätetischen Unterstützung eingesetzten Kräuter sollten zur Dauerbeifütterung nicht nur geeignet, sondern prädestiniert sein.

Aufgabe und Wirkungsweise der Phytodiätetik

Der Einsatz der Kräuter in der Diätetik zur Therapie, gerade der chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, darf nicht unterschätzt werden.

Die Auswahl der Zutaten zur Nahrungsergänzung sollte nicht zuerst darauf gerichtet sein, eine Substituierung z. B. von Knorpelsubstanzen zu erreichen. Die Zufuhr von Glukosaminen (Grünlippmuschel) oder Hyaluronsäure über die Nahrung scheint in ihrer substituierenden Wirkung eher zweifelhaft, da die knorpel- bzw. synoviaähnlichen Substanzen die Verdauung nicht überleben und so keinen Weg ins Gelenk finden können.

Vielmehr sollte der Blick auf die indirekten diätetischen Wirkungen der Zutaten gerichtet sein. Hier lohnt sich ein Blick in die Bücher der Phytotherapie mit besonderem Augenmerk auf die Verwendung der Kräuter in der langfristig angelegten Diätetik.

Die positiven Effekte auf den Bewegungsapparat ergeben sich zumeist aus der tonisierenden Wirkung auf den Stoffwechsel – nicht nur der Gelenke.

Die tonisierende Wirkung z. B. der Brennnessel erstreckt sich auf den gesamten Körper, auch auf die Leber- und Nierenfunktion und stärkt so den Bewegungsapparat auch indirekt.

Wie wir wissen, hängt nicht nur ein gut funktionierender Mineralstoffwechsel (z. B. der Knochen) sondern auch die Qualität der Körperflüssigkeiten, also auch der Syonvia, von gut funktionierenden Nieren ab. Tonisierte Nieren stärken also auch den Knochen- und Gelenkstoffwechsel und ermöglichen so erst einen gesunden Bewegungsapparat.

So hat z. B. der Löwenzahn bekanntermaßen als Lebensmittel über seine Bitterstoffe die Eigenschaft einer Anregung aller Stoffwechselfunkionen, insbesondere auch des Stoffwechsels der Gelenkkapseln. Dies begründet seinen in der Volksmedizin seid Jahrhunderten bekannten Ruf als hervorragendes Lebensmittel bei Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Nahrung und insbesondere Diätetik bei akuten und chronischen Erkrankungen haben die Aufgabe, dem Körper die notwendigen Stoffe auch zur Anregung und guten Funktion der inneren Organe zur Verfügung zu stellen, um seine Gesundheit zu erhalten.

Erstaunliche Erfolge mit der Phytodiätetik

Zur Behandlung der chronischen Erkrankungen am Bewegungsapparat ist eine passende Diätetik mit einem ganzheitlichen Ansatz unumgänglich.

Die Verfütterung hochwertiger Zutaten zur Entlastung von Leber und Nieren und einer gleichzeitig sichergestellten Versorgung mit hochwertigen Aminosäuren schafft, neben der Phytodiätetik, erst die Voraussetzung zur Heilung bzw. erheblichen Linderung von Rücken- und Gelenkerkrankungen.

Die Auswahl der passenden, seit Jahrhunderten bewährten Kräuter für den Bewegungsapparat, die - ohne pharmakologischen Eingriff in den Körper - auf diätetischer Grundlage wirken, führt zu erstaunlichen Erfolgen.

Wesentlich bei der Behandlung chronischer Erkrankungen am Bewegungsapparat ist die aus einer Eindämmung der Krankheit oder sogar einer Verbesserung des Gelenkzustandes resultierende höhere Bewegungsfreudigkeit und Bewegungsmöglichkeit des Patienten.

Die Phytodiätetik kann hierzu den entscheidenden Beitrag leisten.

Bei vielen juvenilen Hunden kann durch gezielte Diätetik unter Einbeziehung der Phytotherapie die Neigung zu Gelenkentzündungen beseitigt werden. Auch die juvenilen Kreuzgallen beim Pferd bilden sich häufig unter einer gezielten Beifütterung der passenden Kräuter zurück.

Zusammenfassung

Die Möglichkeiten des diätetischen Einsatzes von Kräutern wird häufig unterschätzt.

Dabei zeigt die Praxis, das der Einsatz der Phytodiätetik, bei dauernder Anwendung z. B. bei chronischen Problemen arthrotischer oder arthritischer Natur, den Einsatz von Schmerzmitteln und Corticoiden häufig ersetzen und zusätzlich eine Verbesserung der Bewegungsmöglichkeiten des Patienten bewirken kann. Auch die Normalisierung des Gelenkstoffwechsels der jugendlichen Hunde und Pferde gelingt häufig allein durch gezielte Bewegungsprogramme und den Einsatz einer ganzheitlichen Diätetik unter Berücksichtigung der Phytodiätetik.

Gerade ganzheitlich denkende Mediziner sollten daher die Möglichkeiten der Phytodiätetik in jede Therapie des Bewegungsapparates einbeziehen.

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